Schwerpunkte unserer pädagogischen Arbeit
Unser Bild vom Kind
In unserer pädagogischen Arbeit steht selbstverständlich das Kind im Mittelpunkt. Wir sehen jedes Kind als eigenständige Persönlichkeit an, mit seinen eigenen Bedürfnissen und individuellen Lebensumständen. Jedes Kind hat seinen eigenen Entwicklungsstand und Rhythmus. Damit die Kinder aus eigenem Antrieb lernen können, schaffen wir die nötigen Rahmenbedingungen. Wir geben den Kindern Orientierungshilfen und stehen ihnen schützend, fördernd und helfend zur Seite. Sie entdecken, beobachten und erforschen ihre Umwelt mit allen Sinnen. Wir begleiten und unterstützen sie dabei, ein positives Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl aufzubauen. Dies bedeutet auch, ihnen Raum zu geben sich selbst zu entfalten und ihnen vielfältige Lern- und Spielanregungen zu bieten. Kinder sind Forscher und kreative Gestalter. Die Möglichkeit dazu bietet sich während des Alltags vor allem in der Freispielzeit. Dort können sie selbst über ihren Spiel- und Lerninhalt entscheiden. Auch die vorbereiteten pädagogischen Bildungsangebote bieten hierzu Gelegenheit.
Die geschlechtssensible Pädagogik
Die Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren verändert, genauso vielfältig ist die Lebenswelt unserer Kinder geworden. Jedes Kind, unabhängig von seinem Geschlecht, hat individuelle Charakterzüge, Talente und Vorlieben. Alle Kinder sollen sich frei entwickeln können.
Geschlechtssensible Pädagogik bedeutet, die Kinder darin zu unterstützen die eigene Geschlechtsidentität zu entwickeln, ohne diese durch festgelegte Verhaltens- und Handlungsweisen in ihren Erfahrungen und Erlebnissen einzuschränken. Wir achten darauf, den Kindern neue und ergänzende Erfahrungsmöglichkeiten zu bieten und vermeiden es sie, durch stereotype Sichtweisen, in ihren Erfahrungen einzuengen.
Geschlechtssensible Pädagogik ist eine Querschnittsaufgabe, die sich durch die gesamte pädagogische Arbeit zieht.
Die beziehungsvolle Pflege
„Die Berührung ist das Fundament jeder Beziehung, der Beziehung zu anderen und zu sich selbst.“
Emmi Pikler
Die beziehungsvolle Pflege ist vor allem für unter drei Jahren besonders wichtig, da die Körperpflege in diesem Alter eine große Rolle spielt. Das Wickeln bietet uns die Gelegenheit, sich dem einzelnen Kind intensiv zu zuwenden. Wir achten beim Wickeln auf die Signale der Kinder, sorgen für einen behutsamen Umgang und begleiten den Wickelprozess sprachlich.
Der Übergang von der Windel zur Toilette ist ein wichtiger Entwicklungsschritt. In dieser sensiblen Phase ist es uns ein Anliegen die Kinder unterstützend zu begleiten.
Beziehungsvolle Pflege begegnet uns nicht nur bei der Wickelsituation, sondern zieht sich durch den gesamten Kita-Alltag. Der respektvolle Umgang mit der kindlichen Intimität und der liebevolle achtsame Körperkontakt vermitteln den Kindern Wohlbefinden und Sicherheit.
Die Bedeutung des Spiels
Jedes Kind, das die Kindertagesstätte besucht, bringt seine eigenen Erfahrungen mit, die es im Spiel weitergibt und verarbeitet. Beim Spielen und Experimentieren setzen sich die Kinder aktiv mit ihrer Umwelt auseinander. Im Vordergrund steht dabei der SPASS am Spiel.
Die Kinder entscheiden mit wem, was, wo und wie lange sie spielen möchten. Dabei lernen sie, sich mit anderen abzusprechen, Regeln einzuhalten und Konflikte auszutragen. Das Spiel vermittelt dem Kind spielerisch Strategien zur Lebensbewältigung und hat einen sehr hohen Stellenwert. Im Umgang mit vielfältigem Spielmaterial entwickeln die Kinder Ausdauer, Kreativität, Konzentration, Selbstständigkeit und vieles mehr.
Entsprechend des Alters und des Entwicklungsstandes der Kinder gibt es verschiedene Phasen beim Spiel. Zunächst spielt das Kind meist allein oder neben den anderen, es experimentiert und erforscht. Danach bekommt das gemeinsame Spiel eine größere Bedeutung.
In der Kita sind auch Rollenspiele (Mutter – Vater – Kind, Doktor…) sehr beliebt. Der Zeitraum des Spiels wird immer größer und die Kommunikation wird immer intensiver.
Während des Spiels kann die Erzieherin die Kinder intensiv beobachten. Hier zeigen sich eine Fülle von sozialen Verhaltensweisen, individuellen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnissen. Beim gemeinsamen Spiel mit den Kindern kann die Erzieherin den Spielinhalt lenken, um den Kindern bei schwierigen Situationen zu helfen.
Französische Sprachvermittlung
Seit 1986 beteiligen wir uns am Sprachprojekt „Lerne die Sprache des Nachbarn“. Eine optimale Phase zum Lernen von Sprache (auch einer Zweitsprache) besteht bis ca. zum 7. Lebensjahr. Dabei werden bestimmte Gehirnstrukturen entwickelt, über die das Kind dann verfügen kann. Ein wichtiger Grund für den Fremdsprachenerwerb ist auch, dass in der frühen Kindheit die Grundlagen für die Entwicklung von sozialen Einstellungen gelegt werden. Haltungen, Werte und Vorurteile werden schon früh geformt. Durch den Umgang mit der Fremdsprache und einer fremdsprachigen Person werden positive Einstellungen gegenüber anderen Menschen, Kulturen, Lebensweisen und der Umwelt wesentlich gefördert. Bilinguale Erziehung vermittelt somit auch Toleranz und leistet dadurch einen Beitrag zur Völkerverständigung. Ein weiterer Aspekt ist das Lernen der Kinder. Das Kind erschließt sich im Vorschulalter die Welt im Spiel. Es ist neugierig, ahmt nach und wiederholt unbeschwert. Der frühe Kontakt mit einer Fremdsprache gibt dem Kind neue Anreize in seiner intellektuellen Entwicklung und bietet ihm positive Anregungen zu seiner Persönlichkeitsentwicklung.
Die französische Sprachvermittlerin orientiert sich an der pädagogischen Arbeit in der Kita. Sie ergänzt das Angebot und arbeitet in der Gruppe integriert. Sie spricht mit den Kindern französisch in allen Bereichen des gemeinsamen Lebens. Wichtig ist eine gute emotionale Bindung zwischen der Sprachvermittlerin und den Kindern. So nehmen sie das französische Angebot an, ohne zu merken, dass sie Französisch lernen. Die Zweitsprache wird durch altersgemäße Angebote wie Fingerspiele, Lieder, Tänze, Spiele, beim Kochen und Basteln vermittelt. Bevorzugt werden Themen, die an den Interessen der Kinder ansetzen und sie zum Mitmachen motivieren. Mit Kreativität und Einfühlungsvermögen werden Anreize zur natürlichen Sprachbegegnung geschaffen. Der Schwerpunkt liegt in der Entwicklung eines differenzierten Hörverständnisses. Durch den regelmäßigen Kontakt und die Wiederholungen entwickeln die Kinder ein Gefühl für den Klang der Sprache. Sie werden in die Lage versetzt, einfache Aussagen in der französischen Sprache zu verstehen. Darauf folgt ein langsames Hinführen zu fremdsprachlichen Äußerungen. Das Sprechen, um z.B. Kontakt zu anderen Personen aufzunehmen, Gefühle und Bedürfnisse zu äußern oder Informationen einzuholen oder zu geben, ist der nächste Schritt. Bei allem steht im Vordergrund, dass die Kinder dabei Spaß und Erfolgserlebnisse haben.
Bundesprogramm Sprach-Kitas:
„Weil Sprache der Schlüssel
zur Welt ist“
Seit 2017 nimmt unsere Kita am Bundesprogramm Sprach-Kitas teil. Die zusätzliche Fachkraft Sprach-Kitas arbeitet 19,5 Stunden pro Woche in den drei vorgegebenen Bereichen:
1. Alltagsintegrierte sprachliche Bildung:
Für Kinder ist die Sprache der Schlüssel zur Welt, durch die wir ihnen von Anfang an die gleichen Bildungschancen ermöglichen möchten. Die Sprachförderung in der Kita knüpft an den individuellen Kompetenzen der Kinder an. Wir gehen auf den unterschiedlichen Wortschatz, die verschiedenen Muttersprachen und die Gesten der Kinder ein, um mit ihnen zu kommunizieren. Sie lernen Sprache am besten im persönlichen Kontakt in allen Situationen des Alltags. Im Spiel, beim Essen oder der Pflege regen wir die Kinder an ihre Gefühle und Erlebnisse mitzuteilen. Wir geben ihnen den nötigen Raum und die Zeit sich mit ihren Möglichkeiten auszudrücken und hören ihnen zugewandt zu. Beim Singen, Reimen und Hören von Geschichten erweitern die Kinder ihr sprachliches Können. Wir erlernen neue Texte unter anderem zuerst mit Gesten und Geräuschen nach der Gulden-Methode. So können auch die Kleinsten aktiv teilnehmen. In Gesprächen miteinander und den Erzieherinnen lernen sie den Satzbau, die Wörter und die Grammatik. Es ist uns wichtig den Kindern ein gutes Sprachvorbild zu sein und wertschätzend miteinander umzugehen.
2. Zusammenarbeit mit Familien:
Sie als Familie und wir als Kita sind gemeinsam dafür verantwortlich, dass ihr Kind optimal gestärkt und begleitet wird. Nur mit ihrer Unterstützung ist es uns möglich ihr Kind in seiner ganzen Persönlichkeit kennenzulernen. Dies geschieht im guten Austausch miteinander, indem wir uns wechselseitig bereichern und wertvoll ergänzen. Sie als Experten ihrer Kinder bilden die wichtige Grundlage, auf der wir in der Kita aufbauen und nicht verzichten möchten. Angefangen mit der Eingewöhnung, bei der eine respektvolle Beziehung und gute Bindung aller Partner von großer Bedeutung ist, gibt es viele wertvolle Begegnungen im Kitaalltag. Bei den wichtigen täglichen Tür- und Angelgesprächen, bei den jährlichen Entwicklungsstandgesprächen, bei Elternabenden, Festen und bei hilfreichen Arbeitseinsätzen ist überall partnerschaftliches Miteinander gefragt. Unser Ziel als Kita ist es, dass sich jede Familie wohl und willkommen fühlt.
3. Inklusive Pädagogik:
Für unsere Kita ist Verschiedenheit nichts Außergewöhnliches. Die vielfältigen Lebensformen in denen unsere Kinder aufwachsen, bereichern unseren Alltag. Wir nehmen diese wahr und schenken ihnen unsere Aufmerksamkeit. Wir ermutigen alle sich kritisch mit ihrer eigenen Identität, aber auch mit Vorurteilen zu beschäftigen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Die Kita Waldgeister soll für alle ein Ort sein, an dem sich jedes Kind, jede Bezugsperson, jedes Familienmitglied und jede Mitarbeiterin willkommen und angenommen fühlt.
Vorschulerziehung
Mit dem Eintritt in die Kindertagesstätte eröffnet sich für die Kinder ein neuer Lebens- und Erfahrungsraum, in dem sie sich ständig weiterentwickeln. Sie erwerben Kompetenzen, die sie gleich anwenden können oder solche, die den ersten Schritt für weiteres Lernen ermöglichen.
Da die Schule die nächste Lebensstufe nach der Kita ist, ist auch alles Lernen hier in der Kita Vorbereitung auf die Schule. Während der gesamten Kindertagesstättenzeit bieten wir den Kindern altersspezifische und entwicklungsfördernde Angebote und Aktivitäten an.
Die Kinder erforschen neue Dinge, werden sachbezogen gefördert und lösen selbstständig Aufgaben. Im letzten Kitajahr achten wir verstärkt darauf, dass angefangene Arbeiten zu Ende geführt werden und die Kinder konzentriert ihrer Arbeit nachgehen.
Unsere Förderung der zukünftigen Schulkinder beschränkt sich nicht nur auf den kognitiven Bereich (das Denken). Auch das Arbeiten in der Gruppe (sozialer Bereich) und das Erlernen verschiedener Techniken sind uns wichtig.
Die Kinder haben viele Möglichkeiten zu entdecken, zum kreativen Gestalten, zum Bewegen und Musizieren, Spielen, Feiern und vielem mehr. Die Schulanfänger treffen sich zu gemeinsamer Aktivitäten, die je nach Interesse der Gruppe variieren.
Die zunehmende Selbstständigkeit der Kinder ermöglicht es, viele Aktivitäten außerhalb der Tagesstätte zu unternehmen und neue Dinge kennen zu lernen.
So findet auch eine enge Kooperation mit der Grundschule in Gleiszellen-Gleishorbach, zur Gestaltung des Übergangs statt. Zum Kennenlernen treffen wir uns dort mit anderen Schulanfängern zu gemeinsamen Turnstunden. Wir besuchen die erste und vierte Klasse und machen gemeinsame Projekte und Ausflüge.
Im letzten halben Jahr führen wir auch das „Würzburger Trainingsprogramm“ durch. Hier möchten wir es Ihnen kurz vorstellen.
„Hören, Lauschen, Lernen“ – Das Würzburger Trainingsprogramm
Der Erfolg eines Kindes beim Lesen- und Schreibenlernen wurde in den letzten Jahren eingehend untersucht. Nach den gewonnenen Erkenntnissen wurde von der Universität Würzburg das Würzburger Trainingsprogramm „Hören, Lauschen, Lernen“ entwickelt.
Wichtig ist beim Lesen- und Schreibenlernen das alphabetische Prinzip der Schriftsprache zu begreifen. Gemäß diesem Prinzip ist die Sprache in eine Anzahl kleinster Lautsegmente (Phoneme) zerlegbar, die wiederum durch Schriftzeichen (Grapheme) repräsentiert werden können.
Hierbei müssen sich die Kinder von der inhaltlichen Bedeutung der Wörter abwenden und sich auf die formale Struktur der Wörter konzentrieren. Dieser Prozess wird als „phonologische Bewusstheit“ bezeichnet.
Das Trainingsprogramm zur phonologischen Bewusstheit besteht aus Spielen und Übungen aus sechs verschiedenen Bereichen, die dem Kind Einblick in die gesprochene Sprache verschaffen.
Im Jahr 2001 probierten wir das Trainingsprogramm mit den damaligen Schulanfängern erstmals aus. Dabei konnten wir feststellen, dass die Kinder gerne an den Sprachspielen teilnehmen. Außerdem konnten wir beobachten, dass viele Kinder die Lautstruktur der gesprochenen Sprache erkennen konnten.
Auch die positiven Rückmeldungen aus den beiden Grundschulen bestärkten uns in der Entscheidung das Trainingsprogramm zu einem festen Bestandteil unserer Vorschulerziehung zu machen. Wir führen es im letzten Kitahalbjahr 20 Wochen lang täglich durch.
Ein weiterer Höhepunkt ist die Übernachtung. Die Schulanfänger übernachten gemeinsam mit ihren Erzieherinnen in der Kindertagesstätte. Es wird gespielt und besondere Aktivitäten durchgeführt (z.B. Nachtwanderung, Schatzsuche,…). Nach der ereignisreichen Nacht und dem gemeinsamen Frühstück holen die Eltern ihre Kinder wieder ab.
Bildungs- und Lerndokumentation
Die Erzieherinnen dokumentieren die individuelle Lern- und Entwicklungsgeschichte jedes Kindes.
Das Portfolio, ein Din A4-Ordner, führen wir unter verschiedenen Aspekten. Diese Aspekte sind: „Deine erste Zeit in der Kita Waldgeister“, „Deine Lern- und Entwicklungsgeschichte“, „Deine Werke“, „Projekte“, „Briefe von…“.
Die Beobachtungen und der Austausch darüber im Team sind die Grundlage, um weitere Entwicklungs- und Bildungsprozesse zu unterstützen und anzuregen.
Unter der Rubrik „Deine Werke“ werden die kreativen Arbeiten der Kinder gesammelt.
Die Kinder schätzen ihre Ordner und schauen sie sich gerne an.
Im Laufe der Kitazeit entsteht so die Darstellung des individuellen Entwicklungsverlaufs jedes Kindes. Die einzelnen Lern- und Bildungsschritte werden dabei gut sichtbar.